Eine 78-jährige Mutter sitzt am Küchentisch mit ihrer 45-jährigen Tochter. Die Tochter – immer in Eile, Handy in der Hand, Termine im Kopf. Die Mutter – zerbrechlich geworden, aber ihre Augen voller Wärme.

Die Mutter blickt auf ihre alte Armbanduhr. „Wie spät ist es denn?“, fragt sie sanft. „Halb vier, Mama“, antwortet die Tochter, ohne aufzublicken.

Ein paar Minuten vergehen. „Entschuldige, wie spät war es nochmal?“, fragt die Mutter wieder. „Halb vier habe ich gesagt“, die Tochter seufzt leise, tippt weiter auf dem Handy.

Nur kurze Zeit später: „Mein Kind, kannst du mir nochmal sagen, wie spät es ist?“

Jetzt wird die Tochter ungeduldig: „Mama, du hast doch selbst eine Uhr! Es ist immer noch halb vier!“

Die Mutter nickt stumm. Sie steht langsam auf und verschwindet im Nebenzimmer.

Als sie zurückkommt, hält sie einen kleinen, vergilbten Zettel in den zitternden Händen.

„Lies das bitte“, flüstert sie.

Die Tochter nimmt den Zettel. Mit ihrer eigenen Kinderschrift steht darauf:

„Liebe Mama, heute habe ich dich 47 Mal gefragt, wie spät es ist. Du warst gerade beim Kochen, beim Putzen, beim Telefonieren. Aber jedes Mal hast du alles stehen gelassen. Du hast dich zu mir gehockt, auf meine kleine Uhr gezeigt und mir geduldig erklärt: ‚Schau, der große Zeiger steht auf der Sechs, der kleine auf der Drei – das heißt halb vier, mein Schatz.‘ Du hast mir die Uhrzeit beigebracht, indem du mir immer wieder dieselbe Antwort gabst. Mit derselben liebevollen Stimme. Als wäre es das erste Mal. Ich liebe dich, Mama. Deine kleine Anna, 6 Jahre alt.“

Der Zettel fällt aus den Händen der Tochter. Tränen brennen in ihren Augen.

Warum vergessen wir so schnell? Als wir klein waren, hatten unsere Eltern unendlich Zeit für unsere tausend Fragen. Jetzt, wo sie unsere Geduld brauchen, haben wir plötzlich keine Zeit mehr.

Dabei wollen sie nicht die Welt von uns. Nur dass wir da sind. Dass wir antworten. Dass wir sie sehen.

Denn eines Tages werden wir selbst am Tisch sitzen. Werden dieselben Fragen stellen. Und hoffen, dass jemand die Zeit anhält – nicht für die Uhr am Handgelenk, sondern für die Liebe in unserem Herzen.

Die Zeit vergeht. Aber Liebe sollte bleiben.

Letzte Bearbeitung am Dienstag, 24. Juni 2025 – 8:05 Uhr von Alex, Webmaster für Google und Bing SEO.